TET Polen – Der Osten
Rydzewo – Klepaczew 645 KM
Rydzewo – Tykocinie – 360 km
Frisch erholt und gestärkt geht es vom Camping Echo Mazury zum letzten Abschnitt des TET Polen 2, der eigentlich nur noch aus kleinen Nebenstraßen ohne Offroad-Anteil besteht. Aber deshalb ist es nicht weniger attraktiv. Durch die wunderschöne Seenlandschaft geht es bis kurz vor Suwalki und dem Einstieg zum TET 1. Der muss allerdings noch ein wenig warten, denn ich gönne mir den kleinen Umweg durch den Wigierski Nationalpark, der vor allem für Kanuten ein Traum sein muss. Entsprechend viele Kanufahrer sieht man auf den Seen, die durch eine Vielzahl an Kanälen miteinander verbunden sind.
Bei Augustow biege ich auf den TET Polen Sektion 1 ein und die empfängt mich gleich mit einer Sonderprüfung. Am Kanal entlang führt ein wunderschöner Weg, der mich bei 30 Grad und mit einer ordentlichen Portion Sand schon gleich ins Schwitzen bringt. Im weiteren Verlauf in Richtung Biebertanski Nationalpark verwandelt sich der Sand zunehmend in ausgefahrene und vom Regen ausgewasche Feldwege, die mich schon an meine Grenzen bringen – nicht so sehr vom Anspruch bzw. dem Können, sondern von der Überwindung. Ich bin nur froh dass es ziemlich trocken ist. Nass muss das eine reine Schlammpiste sein, bei der ich womöglich die Segel gestrichen hätte. Durch den Nationalpark wechseln sich alle Arten von Streckenprofilen ab und es macht unglaublich Spaß über die Schotterpisten zu brettern. Auch im Sand geht’s immer besser. Von der Gegend – was soll ich sagen? Einfach traumhaft, wobei es mehr in Richtung großer Felder und Wälder geht. Bei Bialostok lege ich nochmal einen Tankstop ein und versorge mich mit den nötigsten Lebensmitteln, ehe ich mich auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz mache. Bei einem kleinen Agrotourismo werde ich schließlich fündig und hab ein echtes Kleinod gefunden.
Tykocinie – Klepaczew – 285 KM
Auch dieser Tag empfängt mich mit strahlendem Sonnenschein und so packe ich entspannt und mit einer kleinen Frühstückspause mein Bike. Nur wenige Kilometer nach dem Agryturystik biege ich wieder in den TET ein und der empfängt mich, wie könnte es anders sein, mit Sand. Schotter und Co habe ich mittlerweile richtig gut im Griff, aber im Sand hapert’s immer noch. Vor allem in den tieferen Sandabschnitten strample ich wie ein kleines Kind. Aber die Furcht ist mittlerweile einer gewissen Gelassenheit gewichen. Vielleicht etwas zu viel Gelassenheit, so dass ich mir beim Drift aus einer sandigen Kurve den Oberschenkel etwas zerre. Von nun an gehe ich wieder etwas vorsichtiger ans Werk. Bei den Wächtern des Weges bitte ich um eine gute Fahrt und genieße die kühle Luft in den bewaldeten Abschnitten, die Ärmel weit geöffnet damit der Wind auch schön durchziehen kann. Nur wo Wind reinkommt, da kann auch die gemeine polnische Wespe hinein und die lässt nicht lange auf sich warten. Drei Stiche in den Unterarm und Du bist wieder wach. Zum Glück ist ein kleiner Laden in der Nähe und ich bekomme Zwiebelstücke aufgelegt, was auch tatsächlich hilft und die Stellen nicht einmal anschwellen.
Entlang der Grenze zu Weißrussland
Entlang der weißrussischen Grenze geht es nun gen Süden. Ich mache einen kurzen Abstecher zu einer der ganz seltenen Moscheen in Polen. Hier an der Grenze zu Weißrussland haben sich vor vielen Generationen die Lipka-Tataren niedergelassen und bilden sozusagen eine kleine Muslimische Insel im sonst so streng katholischen Polen. Definitiv einen Besuch wert.
Weiter geht´s zu einem aufgelassenen Bahnhof, der zugleich Grenzposten nach Weißrussland ist. Die Gleisanlagen, der Bahnhof und ein paar Kilometer weiter noch ein verlassener Bahnsteig zeugen von der einst intensiven Verbindung. Damit aber noch nicht genug der verlassenen Plätze für heute. Wiederum nur wenige Kilometer später finde ich die Ruine einer wohl sehr alten Kirchenanlage und lasse mich zur Kaffeepause nieder. Ein wenig abseits des TET besuche ich noch den Berg der Kreuze, der ähnlich wie der in Litauen (den ich letztes Jahr besucht habe) Pilgerort für viele 1000 Gläubige ist. Auch hier ein gigantischer Anblick. Unzählige Kreuze stehen um die kleine Kirche versammelt. Immer wieder ein beeindruckendes Bild.
Der einzige Regen
Beeindruckend ist auch wie schnell sich das Wetter ändern kann. Schon vor ein paar Kilometern habe ich sicherheitshalber meine Regenkombi angezogen, weil es langsam zu regnen begann. Nun aber, da ich Richtung Unterkunft auf dem Weg bin, schüttet es wie aus Eimern und ein heftiges Gewitter zieht durch. Das einzige was jetzt hilft: Etwas mehr Speed, damit die Verkleidung schützt. Nur dass ich dabei vergesse in den Rückspiegel zu sehen und deshalb nicht bemerke, dass wohl schon eine ganze Weile die Polizei mit Blaulicht hinter mir fährt. Ich verlangsame, fahre schön rechts und warte darauf, dass mich die Polizisten anhalten. Aber scheinbar haben auch sie keine Lust mich im strömenden Regen zu kontrollieren und so fahren sie einfach an mir vorbei.
Heute gönne ich mir aufgrund der nassen Klamotten eine „Suite“ und finde bei einem 70jährigen alleinstehenden Herren ein Zimmer. Zum Abschluss eines wahrlich aufregenden Tages gönne ich mir eine fette Pizza, die allerdings so üppig ist, dass ich es nicht schaffe sie aufzuessen.