An der Grenze

Riga – Kleipeda – 389 KM

Land & Leute ein Genuss

Heute steht Einiges auf dem Programm und so geht´s nach einer Tasse Kaffee los Richtung Kleipeda. Auf der Fahrt, vor allem auf den kleineren Straßen im Landesinneren bestätigt sich mein erster Eindruck. Landschaftlich wunderschön, aber alles wirkt ein wenig verlassen. Viele leerstehende Gehöfte und die Strassen sind gegenüber Estland oder Lettland auch deutlich schlechter – wobei keine Angst, alles noch absolut im Rahmen. Eines ist aber in Estland, Lettland und Litauen absolut gleich: die Menschen überall megafreundlich. An Tankstellen werde ich angesprochen und so manch einer gibt mir gleich Tipps was ich unbedingt noch ansehen sollte. 

Mein Hauptziel heute ist aber die Kurische Nehrung. Schon als Geographie-Student hat mich die (Erd)Geschichte dieses Abschnittes unglaublich beeindruckt und auch die jüngste (politische) Geschichte mit der angrenzenden russischen Exklave Kaliningrad ist hochspannend. Wer sich für die Hintergründe näher interessiert, der wird hier fündig.

Kurische Nehrung

Von Kleipeda aus verkehren praktisch im Minutentakt die kleinen Fähren, die mich samt Motorrad auf die Kurische Nehrung bringen. Seit dem Jahr 2000 gehört die Neringa zum UNESCO Weltkulturerbe und ist Nationalpark. Die Einheimischen nennen sie liebevoll die „litauische Sahara“. Immerhin liegt hier die größte Wanderdüne Europas. Eine kleine Strasse und zahlreiche (unzählige um genau zu sein) Rad- und Wanderwege durchziehen die Landzunge. Eine Woche Wanderurlaub wäre hier sicher abwechslungsreich. Aber auch mit dem Motorrad ein echtes Traumziel. Landschaftlich absolut beeindruckend, toll installierte Aussichtspunkte und jede Menge kreative Spots – wie etwa die Künstlerbucht.

Hauptort ist Nida, wo sich viele Hotels, Gaststätten, Restaurants und Ferienhäuser befinden. Ein wahrer Besuchermagnet ist hier das Thomas Mann Haus. Weiteres Highlights sind der Hexenberg bei Juodkrante oder die Bernsteinbucht. Fährt man die 52 Kilometer lange Strasse bis zum Ende, so versperrt ein Grenzbalken den Weg: Inmitten der Kurischen Nehrung verläuft eine Grenze zu Russland, genauer gesagt zur russischen Exklave Kaliningrad.

Abschied nehmen

Dann heißt es Abschied nehmen. Nach Tank- und Einkaufstopp geht es direkt auf die DFDS-Fähre von Kleipeda nach Kiel. Die Überfahrt verläuft sehr, sehr ruhig. Viel ist auf der Fähre nicht geboten – es ist eher eine LKW-Fähre, aber alles wichtige ist an Bord und die Restaurant und Bars sind absolut in Ordnung. Die Kabinen sind günstig und sauber. Ich genieße die Seeluft und lasse mich gemütlich bis Kiel schippern. Von dort aus geht es knapp 1100 Kilometer zurück nach Tirol.

Nach gut zwei Wochen ziehe ich ein glückliches Resümee:
Schweden und Finnland sind immer noch eine Reise wert und es waren vor allem die netten Begegnungen, die diese Fahrt in die Vergangenheit so besonders gemacht haben. Das Baltikum und vor allem Estland waren die große positive Überraschung und stehen auf der Zielliste für 2019 ganz oben. Mein Moped und ich waren nicht gerade das jüngste Duo auf der Reise, aber beides hat ohne Mucken funktioniert. Überhaupt hatte ich von A – Z absolutes Glück. Ob es das Wetter, die Unterkünfte, die Verbindungen oder die vielen tollen Begegnungen waren – es hat einfach perfekt gepasst.

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